Woche des Praktikums_Marcel Tirgs, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Osnabrück
21.10.2025

Warum ein Praktikum der Türöffner in eine Ausbildung ist.

Aktionstage der Bundesagentur für Arbeit.


Startschuss für die „Woche des Praktikums“, die zwischen dem 21. und 23. Oktober zum ersten Mal stattfindet: Im Rahmen dieser Aktionstage will die Bundesagentur für Arbeit (BA) jungen Menschen den Wert von Praktika bei der Ausbildungsplatzsuche ans Herz legen. Jugendliche und junge Erwachsene sollen zum aktiven Nutzen von Praktika auch jetzt nach Start des Ausbildungsjahres ermutigt werden. So kann ein Praktikum auch kurzfristig noch ein Türöffner für ein Ausbildungsunternehmen werden. Marcel Tirgs, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Osnabrück, erläutert, warum ein Praktikum immer eine gute Idee ist. 
 

Frage: Marcel, warum sollten Jugendliche Praktika machen?

Marcel Tirgs: Praktika sind sehr hilfreich, um sich beruflich zu orientieren. Sie sind auch bei meiner täglichen Arbeit mit Jugendlichen ein wichtiges Thema. In der Schule gibt es zwar verpflichtende Betriebspraktika. Aber viele Jugendliche haben nicht auf dem Schirm, dass man darüber hinaus noch freiwillig etwas machen kann. Es kommt ganz oft vor, dass Jugendliche in dem Betrieb, in dem sie ein Praktikum absolviert haben, die Ausbildung dranhängen.

Frage: Wie organisiert man sich denn ein solches Praktikum?

Marcel Tirgs: Es gibt mehrere Wege, um mit den Betrieben zusammenzukommen. Manche Unternehmen stellen sich direkt in den Schulen vor, da kann man ins Gespräch kommen. Oder auch auf Berufsorientierungsmessen. Man kann aber auch im direkten Umfeld schauen. Welche Unternehmen gibt es in der Nähe, passen die zu mir – inhaltlich und menschlich? 

Frage: Kann die Arbeitsagentur helfen, einen Praktikumsplatz zu bekommen?

Marcel Tirgs: Ja, insbesondere auch, wenn es bei den jungen Menschen noch an der beruflichen Orientierung mangelt oder wenn nicht der richtige Ausbildungsplatz bisher dabei war. Bei besonderem Unterstützungsbedarf haben wir dann auch noch besondere Fördermöglichkeiten.

Frage: Welche sind das? 

Marcel Tirgs: Da ist etwa das berufliche Orientierungspraktikum, kurz BOP. Wer seine Schulpflicht erfüllt hat und nicht so richtig weiß, wohin die Reise gehen soll, kann dann ein Praktikum von ein bis sechs Wochen im Betrieb machen. Dafür bezuschussen wir auch die Fahrtkosten. Etwas größer dimensioniert ist die Einstiegsqualifizierung, kurz EQ, ein Praktikum, das bis zu zwölf Monaten gestaltet werden kann und bezahlt wird. Das Ganze soll berufsvorbereitend sein und im Idealfall direkt in eine Ausbildung einmünden. Öfters schlagen wir ein BOP oder eine EQ gerade zu diesem Zeitpunkt im Jahr vor, wenn wir unversorgte Ausbildungssuchende noch etwas intensiver begleiten. Es ist also auch jetzt noch möglich, über diese Wege mit einem Ausbildungsbetrieb zusammenzukommen.

Frage: Heute fällt es ja vielen jungen Leuten nicht leicht, selbst initiativ zu werden. 

Marcel Tirgs: Ja, das stimmt. Die Jugendlichen kann man im Gespräch zwar gut davon überzeugen, wie wichtig ein Praktikum ist. Aber manchmal sollte eine Vertrauensperson bei der Anbahnung mithelfen. Das kann ein Elternteil sein oder auch die Berufsberatung. Ich selbst halte es so: Habe ich das Vertrauen eines jungen Menschen gewonnen, kann ich ihn auch an die Hand nehmen, wenn es hapert.

Frage: Was haben die Betriebe von Praktika?

Marcel Tirgs: Ganz klar, wer sich für die Zukunft Fachkräfte sichern will, kommt nicht um das Ausbilden herum. Über ein Praktikum kann sich das Unternehmen als Ausbildungsbetrieb präsentieren. Ein Praktikum kann der entscheidende Vorteil sein im Wettbewerb um Nachwuchs. Man sollte dafür aber auch die Kapazitäten dafür haben. Ein Praktikant oder eine Praktikantin muss betreut werden und will ja auch ein realistisches Bild von Arbeitsalltag und Betriebsklima bekommen. Umgekehrt will ja das Unternehmen auch wissen: Kann der das, was wir in einer Ausbildung von ihm wollen? Passt es auch menschlich?

Frage: Was möchtest Du den Jugendlichen und Unternehmen abschließend in Sachen „Woche des Praktikums“ mit auf den Weg geben?

Marcel Tirgs: Die Aktion unterstreicht die Wichtigkeit von Praktika. Man sollte aber auch abseits dieser Woche über das ganze Jahr schauen, wann beide Seiten zusammenkommen können – insbesondere in den Schulferien. Bestes Beispiel ist die sogenannte „Praktikumswoche“ im Sommer. An bis zu fünf Tagen in bis zu fünf Betrieben – das ist ein wahnsinnig guter niedrigschwelliger Einstieg. Ich kann nur an beide Seiten appellieren: Nutzt die Chancen von Praktika! Sie sind der beste Weg, um auf der einen Seite einen guten beruflichen Einstieg zu schaffen, auf der anderen – für die Unternehmen – die nötigen Fachkräfte zu sichern.
 


Foto: Agentur für Arbeit