Hinschauen, Ansprechen und Handeln
29.04.2025

„Wir sehen jeden Jugendlichen und handeln“.

Strukturierte Handlungskette und Zusammenarbeit mit allen Beteiligten bringen Erfolge.


Die Quote der Jugendlichen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, ist einer aktuellen Studie zufolge mit 6,2 Prozent weiter auf hohem Niveau. Die Ursache für fehlende Schulabschlüsse sind nicht selten Schulmüdigkeit und Schulabsentismus. Das Übergangsmanagement der MaßArbeit weiß ganz genau, wie es um dieses Thema im Landkreis Osnabrück bestellt ist, so MaßArbeit-Bereichsleiterin Susanne Steininger: „Wir haben sehr früh gemeinsam mit unseren Schulen Mechanismen entwickelt, um zu erfassen, wer wann der Schule fernbleibt. Dann greift ein klar umrissenes Handlungskonzept, um den Jugendlichen zu helfen und sie trotz ihrer Probleme zum Schul- oder Berufsabschluss zu führen.“

Und das mit Erfolg, wie die Bilanz des vergangenen Jahres zeigt. In elf verschiedenen Maßnahmen wurden 74 Jugendliche aufgefangen und eng begleitet. Doch die strukturierte Handlungskette beginnt viel früher, so Steininger. „Durch die verbindliche Erfassung von jungen Menschen, die nicht in der Schule erscheinen, starten im ersten Schritt durch die zuständigen Lehrkräfte und die oftmals schon involvierte Schulsozialarbeit Gespräche. Möglichst zeitnah wird dann die Fachberatung Schulabsentismus der MaßArbeit in die Gespräche mit den Jugendlichen und ihren Eltern eingebunden.“ erläutert die Expertin. „Unsere Fachberater bieten als neutrale Ansprechpersonen in enger Zusammenarbeit mit den Schulen frühzeitig Unterstützung an“, erläutert Marion Pohlmann, Koordinatorin dieses Bereiches. Alle Beteiligten eint ein gemeinsames Ziel: Schulabsentismus soll langfristig vermieden und Schulabbrüche verhindert werden. „Dazu ist es nötig, direkt und unmittelbar zu reagieren: es geht also um die sofortige Kontaktaufnahme zum jungen Menschen und dessen Eltern“ betont Pohlmann.

Gemeinsam mit den Schulen, dem Fachdienst Jugend des Landkreises und unter fachlicher Begleitung durch den Experten Prof. Dr. Heinrich Ricking, Universität Leipzig, ist bereits 2013 eine Handreichung erarbeitet worden, die präventive Ansätze aufzeigt und konkrete Handlungsempfehlungen für alle Beteiligten gibt. Sie wird kontinuierlich weiterentwickelt. Das Motto: Hinschauen, Ansprechen und Handeln. „Wenn die Jugendlichen das Gefühl haben, es kümmert eigentlich niemanden, ob sie da sind oder nicht, dann kommen wir kaum noch an sie heran“, beschreibt Steininger. „Es ist manchmal ein langer Prozess, aber oft gelingt es durch den persönlichen Kontakt und die individuelle Begleitung, dass ein junger Mensch wieder regelmäßig und manchmal sogar gern wieder zur Schule geht“, so Pohlmann. Die Mitwirkung und vor allem die Einbindung der Eltern in diesen Prozess spielt dabei eine wichtige Rolle. 

Doch manchmal reicht die Unterstützung nicht aus, um die jungen Menschen an der Schule zu halten: Sie benötigen ein neues Umfeld. Hier kommen die verschiedenen außerschulischen Maßnahmen ins Spiel, in denen die Teilnehmenden individuell begleitet werden und in kleinen Gruppen mit einer Mischung aus Theorie und Praxis lernen. „Auf Kurs“, „Auf Kurs Junior“ und „Deine Chance“ sind Maßnahmen, die für einen überschaubaren Zeitraum außerschulische Betreuungsangebote bieten. Die jungen Menschen können sich Zeit nehmen, um zur Ruhe zu kommen, sich zu sammeln und mit Unterstützung den Ursachen ihres schulmeidenden Verhaltens auf den Grund zu gehen. Mit Hilfe eines strukturierten Förderplanes kann der Blick nach vorne wieder gelingen. 

„Das Schwierigste ist es, die Jugendlichen zu einer regelmäßigen Teilnahme zu motivieren“, weiß Fachberater Bertram Krause. Er begleitet gemeinsam mit drei weiteren Kolleginnen und Kollegen die betroffenen Jugendlichen und bringt die Eltern, Schulvertretenden und Betreuungskräfte aus den Maßnahmen an einen Tisch. Gemeinsam mit dem jungen Menschen wird dann ein Plan für die weitere schulische und berufliche Laufbahn erarbeitet.

„Die persönliche Betreuung und das Ausdauernde, aber auch konsequente Dranbleiben sind Erfolgsrezepte für eine gelungene (Re)Integration“, sagt Jugendwerkstattleiter René Luttenberg, Bildungswerkstatt Georgsmarienhütte. Das zeigen auch die guten Anwesenheitsquoten in den Maßnahmen, die im Durchschnitt bei gut 75 Prozent liegen. Wichtiger ist noch, was im Anschluss passiert. Von allen Teilnehmenden haben über 90 Prozent ein adäquates Anschlussangebot erhalten. „Diese Erfolge sind nur durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich: Sie übernehmen Verantwortung und handeln gemeinsam“, so die Bilanz von Bereichsleiterin Steininger.

Ansprechpartnerin Fachbereich Schulabsentismus der MaßArbeit: Marion Pohlmann, Email: pohlmannm@massarbeit.de 


Hören Sie zum Thema Schulabsentismus auch mal rein bei OS Radio 104,8. Moderator Marcus Oberholthaus hat über das Thema mit der Bereichsleiterin Susanne Steininger vom Landkreis Osnabrück gesprochen. Die Aufnahme finden Sie HIER.

 

Bildunterschrift: Sie haben der Schulmüdigkeit den Kampf angesagt (von links, obere Stufen): Marion Pohlmann, Koordinatorin des Handlungsfeldes Schulabsentismus bei der MaßArbeit, Ingo Helbrecht, Alexandra Meyer-Castagnaro und Thomas Schmidt, Fachberatende, sowie (auf den Stufen rechts nach unten) Bertram Krause, ebenfalls Fachberater, und Susanne Steininger, Bereichsleiterin Übergangsmanagement bei der MaßArbeit.

Foto: MaßArbeit / Miriam Loeskow-Bücker