Gemischte Ausbildungsbilanz
Unterschiedliche Entwicklung bei Ausbildungsverträgen.
Registrierte Ausbildungssuchende konstant, Ausbildungsangebote rückläufig.
Im Ausbildungsjahr 2024/2025 waren in der Region Osnabrück 2.860 junge Menschen als ausbildungssuchend registriert – im Vorjahresvergleich ein leichtes Plus von 66 Personen bzw. 2,4 Prozent. Zugleich waren 2.989 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet – ein Rückgang um 262 Stellen bzw. 8,1 Prozent. Statistisch kamen somit auf jeden registrierten Ausbildungssuchenden etwa 1,05 Ausbildungsstellen, im letzten Jahr waren es noch 1,2 Stellen.
Heliosch: Erfreulicherweise leichter Anstieg bei den Ausbildungssuchenden.
„Es ist erfreulich, dass die Zahl der Ausbildungssuchenden insgesamt leicht gestiegen ist“, sagt Tina Heliosch, Leiterin der Agentur für Arbeit Osnabrück. „Gleichzeitig ist es aufgrund des geringeren Angebots für Suchende schwerer geworden, den passenden Ausbildungsplatz zu finden. Dennoch haben mehr als 1.300 junge Menschen mithilfe der Berufsberatung einen Ausbildungsplatz gesucht und gefunden. Wir bleiben in den nächsten Wochen eng bei denjenigen, die noch suchen.“
Rückgang bei inländischen Bewerberinnen und Bewerbern durch ausländische ausgeglichen.
Angesichts eines wachsenden Migrationsanteils in der Bevölkerung wächst auch der Anteil ausländischer Jugendlicher unter den Ausbildungssuchenden. Mit 777 Ausländerinnen und Ausländern meldeten 195 mehr als im vergangenen Jahr ihr Interesse an einer Ausbildung (plus 33,5 Prozent). 27,2 Prozent aller Ausbildungssuchenden besaßen somit eine ausländische Staatbürgerschaft (2023/2024: 20,8 Prozent). Die Zahl inländischer Bewerberinnen und Bewerber reduzierte sich um 129 auf jetzt 2.083.
Ausbildungsangebot signifikant kleiner geworden.
Bei insgesamt steigendem Interesse an einer Berufsausbildung gab es in den letzten zwei Jahren einen deutlichen Rückgang bei den der Agentur für Arbeit gemeldeten Ausbildungsstellen – im Vergleich zum vorletzten Ausbildungsjahr um 24,8 Prozent. „Der Rückgang war in den letzten zwei Jahren enorm und hat verschiedene Hintergründe“, so die Expertin. „Neben der wirtschaftlichen Lage und strukturellen Herausforderungen, die das Ausbildungsangebot in der Region prägen, nimmt die Anzahl an Ausbildungsstellen zu, die auf anderen Wegen angeboten werden.
Reduziertes Ausbildungsangebot verstärkt Passungsprobleme.
Die Folge des reduzierten Ausbildungsangebots: Passungsprobleme, die verhindern, dass Unternehmen und Ausbildungssuchende zueinanderfinden, verstärken sich. Heliosch: „Das hat sicher dazu beigetragen, dass die Zahl der Unversorgten im abgeschlossenen Ausbildungsjahr weiter angewachsen ist. Bei einem reduzierten Angebot verkompliziert sich die Ausgangslage natürlich weiter. Wenn insgesamt zu wenig Ausbildungsplätze in den nachgefragten Ausbildungsberufen und dann auch nur in größerer Entfernung angeboten werden, ist das gerade für die Jüngeren ohne Auto oder vernünftige Busanbindung ein Ausschlusskriterium.“
264 Ausbildungssuchende Ende September noch unversorgt, 187 Stellen unbesetzt.
Bis Ende September 2025 blieben 264 Bewerber unversorgt, 24 mehr als zwölf Monate zuvor (plus zehn Prozent). 187 Ausbildungsstellen – 33,7 Prozent weniger als im Vorjahr – blieben unbesetzt. Um hier Abhilfe zu schaffen, wirbt die Expertin für mehr Offenheit und Flexibilität auf beiden Seiten. „Wer sich nicht sicher ist, dem raten wir Praktika zu nutzen. Eine Chance für beide Seiten. So können Ausbildungssuchende unverbindlich in ein Berufsfeld reinschnuppern. Das Unternehmen kann die potentiellen Azubis abseits von Zeugnisnoten kennenlernen und sich selber präsentieren. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Arbeitsagentur ein berufsorientierendes Praktikum und andere Einstiegsmöglichkeiten finanziell unterstützen.“ Sollten schulische oder persönliche Kompetenzen noch nicht ganz zu den Anforderungen der Ausbildungsstelle passen, kann die Arbeitsagentur während der Ausbildung mit ausbildungsbegleitenden Hilfen unterstützen.
Die Agenturleiterin appelliert an die Betriebe, Ausbildungsstellen unbedingt an die Agentur für Arbeit zu melden: „Auch, wenn nicht jede Ausbildungsstelle besetzt wird, ist die Erfassung in der Jobbörse der Agentur für Arbeit wichtig. Nur so schaffen wir Transparenz über das vielfältige Ausbildungsangebot in der Region. Auch nicht bei der Agentur für Arbeit gemeldete Ausbildungssuchende können die Ausbildungsstellen einsehen. Dies unterstützt die Unternehmen in der Region Osnabrück, Fachkräfte für die Zukunft zu sichern, und jungen Menschen einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben zu ebnen“, so die Expertin.
Bildunterschrift: Anna Brockhoff, Geschäftsführerin Berufsbildung und Recht, Handwerkskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, Tina Heliosch, Vorsitzende der Geschäftsführung, Agentur für Arbeit Osnabrück und Juliane Hünefeld-Linkermann, Leiterin des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung, Industrie- und Handelskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim (von rechts nach links).