Ausbildungsumfrage der IHK
Die duale Ausbildung muss attraktiver werden.
Knapp die Hälfte der Ausbildungsbetriebe konnte 2024 nicht alle Ausbildungsplätze besetzen.
Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage auf dem regionalen Ausbildungsmarkt ist nach wie vor unausgeglichen. So konnte im vergangenen Ausbildungsjahr 2024 fast die Hälfte der Ausbildungsbetriebe (47 Prozent) nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Damit schwächt sich der Trend der Vorjahre etwas ab: Im Ausbildungsjahr 2023 lag dieser Wert bei 54 Prozent, im Jahr davor bei 52 Prozent. Besonders betroffen waren im Jahr 2024 Unternehmen aus den Branchen Industrie und Handel.
Das ist das zentrale Ergebnis der Ausbildungsumfrage der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, die im Mai 2024 durchgeführt wurde. Insgesamt 272 Ausbildungsbetriebe aus der IHK-Region haben sich an der Umfrage beteiligt. Sie führen die Besetzungsprobleme im Jahr 2024 vor allem auf die unzureichende Bewerberlage zurück: 32 Prozent der Unternehmen mit unbesetzten Ausbildungsplätzen haben keine Bewerbungen, 74 Prozent keine geeigneten Bewerbungen erhalten. Diese Umfrage wurde auch niedersachsenweit durchgeführt. Insgesamt nahmen hier 1.500 Ausbildungsbetriebe teil. Landesweit konnten 44 Prozent der teilnehmenden Unternehmen nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Als Hauptgründe wurden auch in Niedersachsen genannt, dass keine geeigneten Bewerbungen vorlagen (73 Prozent) oder dass gar keine Bewerbungen vorlagen (33 Prozent).
„Die Umfrage zeigt einmal mehr, dass politische Weichenstellungen erforderlich sind, um die duale Ausbildung attraktiver zu machen“, kommentiert Juliane Hünefeld-Linkermann, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Aus- und Weiterbildung, die Umfrageergebnisse. Hierzu zählten etwa die landesweite Einführung eines Azubi-Tickets, gute ÖPNV-Anbindungen und eine angemessene Ausstattung der Berufsschulen.
Einen Schwerpunkt in der IHK-Umfrage bildete die Beschäftigung von ausländischen Auszubildenden. Im Ausbildungsjahr 2024 haben bereits 29 Prozent der antwortenden Unternehmen Auszubildende aus Drittstaaten ausgebildet (Niedersachsen: 30 Prozent). Als Herausforderungen bei der Einstellung von Auszubildenden aus Drittstaaten nannten die Unternehmen in der IHK-Umfrage sowohl regional als auch landesweit vor allem zu geringe Deutschkenntnisse der Interessenten sowie bürokratische Hürden. In der Region wird auch fehlender Wohnraum in Betriebsnähe bemängelt.
„Die Beschäftigung von Auszubildenden und Fachkräften aus dem Ausland kann einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung des Fachkräftebedarfs leisten. Damit Unternehmen dieses Potenzial besser nutzen können, muss die Politik auch hier die Rahmenbedingungen deutlich verbessern – etwa durch ein transparenteres und unbürokratischeres Zuwanderungsrecht und eine gezielte Unterstützung beim Spracherwerb,“ so Juliane Hünefeld-Linkermann.
Die wirtschaftliche Entwicklung schätzte knapp die Hälfte der Teilnehmer (49 Prozent; Niedersachsen: 48 Prozent) als gut oder eher gut ein, während 32 Prozent die Aussichten als gleichbleibend beurteilten (Niedersachsen: 35 Prozent). Die Aussicht auf eine schlechte oder eher schlechte Entwicklung teilten 11 Prozent der Teilnehmer (Niedersachsen: 9 Prozent).
Ansprechpartnerin: IHK, Sonja Splittstößer, Tel.: 0541 353-499, E-Mail: splittstoesser@osnabrueck.ihk.de
Bildunterschrift: Die berufliche Perspektive der dualen Ausbildung muss durch politische Maßnahmen attraktiver für junge Talente gestaltet werden.
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